Juno-Orgel

Beim großen Turmbrand in der Deutschen Kirche im Oktober 1878 wurden der Turm, die Glocken, die Orgel und die Empore völlig zerstört. Eine neue Orgel wurde bei dem Orgelbauer Åkerman&Lund in Auftrag gegeben und 1887 fertiggestellt.

Diese Orgel war typisch für die damalige schwedische Orgelbautradition und hatte klangliche und technische Lösungen, die von deutschen, französischen und englischen Orgelbauern inspiriert waren. Trotz der relativ geringen Anzahl Stimmen war der Klang der Orgel symphonisch und orchestral.

Dieser Orgeltypus wurde von der in Deutschland in den 1920er Jahren entstandenen Orgelbewegung (die sich am einfachsten als ein  „Zurück zur Natur” der Orgelgeschichte beschreiben lässt), stark infrage gestellt. Mit erhaltenen norddeutschen Instrumenten aus dem 16. Jahrhundert als Vorbild versuchte man, neue Instrumente mit modernen Materialien und Methoden aber mit historischen Klang- und Konstruktionsprinzipien zu schaffen. In diesem Sinne wurde die Åkerman&Lund-Orgel in der Deutschen Kirche 1959 von dem Orgelbauer Olof Rydén umgestaltet. Er ersetzte einige typisch romantische, im Klang weiche Register (z. B. Dolce, Angelica und Fugara) mit schärfer und „barockmässig“ klingenden Stimmen (z. B. Spitzflöte, Mixtur und Krummhorn).

1971 wurde entschieden, eine komplett neue Orgel in der Deutschen Kirche (im Stil der Orgelbewegung) zu bauen. Während der 1960- und 1970er Jahre wurden viele romantische Orgeln verschrottet und mit handwerklich minderwertigen Instrumenten ersetzt. Im Bistum Stockholm sind nur drei Orgeln aus dem späten 19. Jahrhundert erhalten.

Die Åkerman&Lund-Orgel der Deutschen Kirche wurde 1972 in einem Keller der Gemeinde eingelagert. Als 2004 die Kopie der berühmten Barockorgel der Gemeinde gebaut wurde, wurde diese auf der südlichen Empore montiert, um Platz für eine eventuelle Restauration der romantischen Orgel im Turm zu haben.

2013 haben die ersten Vorarbeiten für eine geplante Restauration der Åkerman-Orgel begonnen. Inzwischen sind die Aufbauarbeiten in vollem Gange: Die neobarocke Orgel von 1972 ist an die Deutsche Kirche in St. Petersburg verkauft und unsere romantische Orgel wird im Herbst 2018 fertig aufgebaut sein – an ihrem ursprünglichen Platz im Turm der Deutschen Kirche Stockholm.

Die Orgel war über 44 Jahre lang in einem Quartier der Altstadt eingelagert, welches nach der Göttin Juno benannt ist; Juno stellt in den allegorischen Darstellungen der Vier-Elemente-Lehre die Luft bzw. den Wind dar. Man hat sich deshalb entschlossen, das neue alte Instrument Juno-Orgel zu nennen, insbesondere um dessen wechselvolle Geschichte zu würdigen.

Die Juno-Orgel wurde am Samstag, den 29. September 2018 feierlich eingeweiht.

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Spendenkonto Åkermanorgel: Plusgiro 4959-3,  Kennwort „Projekt 2001 – Åkerman"
Swish-Nummer: 123 694 2908 (Bitte Namen und Verwendungszweck angeben.)

Disposition Juno-Orgel

Gutachten Åkerman&Lund-Orgel

Artikel Dagens Nyheter von 1887

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Artikel "Die Orgeln der Deutschen Kirche Stockholm", aus: Ars Organi II/2018