Lyssna

Lesung: Diese pompöse Schule

Die Filmemacherin Susanne Concha Emmrich liest aus ihrem gleichnamigen Buch. Sie hätten fast einander die Hand reichen können, doch begegnet sind sie sich nie. Sie hatten eine Sprache – Deutsch – gemeinsam und sprachen ganz natürlich noch weitere im kosmopolitischen Petersburg.

Anton Büsching, Johann Gottfried Herder, William Gendt, Henrik Jakob Melin und Lou Salomé – fünf Personen, deren Leben zusammengerechnet einen Zeitraum vom frühen 18. bis zur Mitte des 20. Jahrhundert umfassten. Die Autorin und Filmemacherin beleuchtet anhand ihrer Biografien die Geschichte der deutschen Petrischule in Petersburg und auch gleich der Stadt selbst. Herder kam nie nach Petersburg, bereute aber später, die angebotene Stelle ausgeschlagen zu haben. Indirekt gibt es zwischen ihm während jener Periode, noch in Riga, und unserer St Gertruds Gemeinde eine Beziehung, auf die die Autorin eingehen wird.

Anton Büsching, der 1761–65 die Petrischule neugründete und den Grundstein für ihren jahrhundertelangen Erfolg legte, hinterließ als 2. Prediger auch deutliche Spuren in der Gemeindearbeit. Er nutzte den sakralen Raum für das sinnliche Erleben des Glaubens: Die an Festtagen von ihm organisierten Konzerte in der großen Kirche am Newski-Prospekt sollen gut besucht gewesen sein.

Herder, an dessen Riga Büsching zweimal zu Schiff vorbeigefahren ist, hätte wohl diese Tradition fortgesetzt. Karoline Herder wird in ihren Erinnerungen schreiben: „Vorzüglich liebte er die einfachen, erhabenen Töne der Kirchenmusik". Herder sollte übrigens als Erster den Messias von Händel aus dem Englischen ins Deutsche übersetzen. Und das deutsche Libretto im wahrsten Sinne des Wortes auf die Musik abstimmen.

Das Buch wird an dem Abend  erhältlich sein.